Bei der Suche nach einem geeigneten Standort stellte sich fast erwartungsgemäß heraus, daß nur wenige Grundstücke in Frage kamen, da östlich der Loisach die weitere Schutzzone der Trinkwasserversorgung der Landeshauptstadt München sowie entlang der Loisach die – damals bereits in einem fortgeschrittenen Planungsstadium befindliche – Autobahntrasse der A 95 München – Garmisch-Partenkirchen die Möglichkeiten stark einschränkten. Nach erfolglosen Grundstücksverhandlungen betreffend westlich der Loisach gelegene Flächen ist im Jahre 1984 dann der heutige Standort, der sich nordöstlich des bebauten Ortsgebietes auf der Ostseite der Loisach und innerhalb (!) der weiteren Schutzzone befindet, festgelegt. Mit dem Bau des Klärwerkes konnte kurze Zeit später endlich begonnen werden, die Inbetriebnahme erfolgte am 03. Juli 1986. Die Baukosten für die Kläranlage (ohne Kanalnetz) beliefen sich auf rund 5,5 Mio. DM
Ein paar Worte zur Ausbaugröße …
Das Klärwerk ist für eine Belastung von 7.000 Einwohnergleichwerten (EGW) ausgelegt. Diese Einwohnergleichwerte setzen sich zusammen aus der Zahl der Einwohner (etwa 3.000 mit Hauptwohnsitz gemeldete Personen), den Gästezahlen aus dem Fremdenverkehr, den auf Einwohner umgerechneten Abwassermengen von Gewerbebetrieben (ca. 1.700 EGW) und einer angemessenen Reserve für die künftige Gemeindeentwicklung. Die Kläranlage kann maximal 1.640 m³ Abwasser täglich bzw. 127 m³ stündlich aufnehmen. Bei Regen erhöht sich diese Menge – durch Entlastungsbauwerke – auf 229 m³ stündlich.
… und zur Technik
Bei der Kläranlage handelt es sich um eine mechanisch-biologische Teichanlage, die einen Wirkungsgrad von mindestens 90 Prozent erreicht. Aufgrund der Tatsache, daß die Anlage die Loisach als Vorfluter nutzt und damit das gereinigte Abwasser nach einem Fließweg von annähernd 20 Kilometern in den – eutrophierenden – Kochelsee mündet, wurde von den Wasserwirtschaftsbehörden eine weitergehende Reinigung mittels Phosphatelimination gefordert. In der chemischen Stufe muß daher der Phosphorgehalt im Abwasser in Form von Phosphaten (enthalten z. B. in Waschmitteln) um ca. 90% reduziert werden. Dadurch kann ein Beitrag zur Verringerung der Nährstoff-Fracht geleistet und die Wasserqualität des Kochelsees verbessert werden (Verringerung des Algenwachstums).
Noch mehr Technik: Die einzelnen Anlagenteile und der Verfahrensablauf im Detail
– Belüfteter Teich 1 mit Rücklaufschlammbauwerk:
Vom vorgeschalteten, automatisch arbeitenden Rechen, der das Abwasser von Grobstoffen befreit, fließt es weiter in den ersten belüfteten Teich. Dieser hat eine Wassertiefe von drei Metern und ein Volumen von ca. 3.300 m³. Hier vollzieht sich der Hauptteil der Abwasserreinigung, und zwar auf biologische Weise. Es bilden sich Bakterien und Mikroorganismen, die die Verschmutzung des Wassers aufnehmen, ähnlich wie bei einem natürlichen Gewässer, jedoch in intensivierter Form. Für einen konzentrierten Abbau müssen für die Organismen optimale Lebensbedingungen geschaffen werden. Dies geschieht, indem Luft in den Teich eingeblasen wird und somit die Organismen mit Sauerstoff versorgt werden. Die Luft wird dabei über Schläuche, an denen feinblasige Belüfter angebracht sind, knapp über der Teichsohle eingeblasen (stündlich ca. 1.800 m³). Die Erzeugung der Druckluft erfolgt mit sog. Radialgebläsen, die im Untergeschoß des Betriebsgebäudes stehen. Eine weitere Voraussetzung, damit sich die Mikroorganismen „wohlfühlen“, ist, daß eine möglichst konzentrierte Bakterienmasse im Teich angereichert wird. Dies wird erreicht, indem der biologische Schlamm am Ende des Beckens abgesetzt und wieder zurück in den Teichzulauf befördert wird. Dazu ist ein Betonbauwerk mit Trichter am Ende des ersten Teichs vorhanden. Darin wird der Schlamm mittels eines Räumers automatisch abgezogen und zum Einlauf zurückgepumpt.
– Belüfteter Teich 2:
Das bereits im ersten Teich weitgehend gereinigte Abwasser fließt nach Abtrennung des Schlammes in den zweiten belüfteten Teich und wird dort nochmals belüftet. Dieser zweite belüftete Teich dient im wesentlichen als Sicherheitsstufe und zur „Schönung“ des Abwassers. Er verfügt über ein Volumen von ca. 1.800 m³.
– Nachklärteich:
Im letzten Teich ist keine Belüftung installiert. Dort setzt sich der restliche Schlamm ab und das gereinigte Abwasser fließt in die Loisach ab (Volumen ca. 2.200 m³). Bei Trockenwetterzufluß beträgt hier die Aufenthaltsdauer des Abwassers mehr als einen Tag. Da die Kläranlage – wie oben ausgeführt – innerhalb eines Wasserschutzgebietes liegt, wurden die Teiche mit einer speziellen Kunststoff-Folie abgedichtet, um ein Eindringen des Abwassers in das Grundwasser in jedem Falle zu verhindern.
– Schlammstapelbecken:
In diesem Becken mit einem Volumen von etwa 350 m³ kann der Schlamm, der im Rahmen des Reinigungsprozesses angefallen ist, über einen längeren Zeitraum gelagert werden. Je nach Anfall muß er von Zeit zu Zeit zur Entsorgung (landwirtschaftliche Verwertung oder Deponierung) abgefahren werden.
– Betriebsgebäude:
Hier sind alle notwendigen Einrichtungen und Maschinen, die für den Betrieb der Kläranlage benötigt werden, untergebracht. Im Erdgeschoß befindet sich die Schaltwarte, wo alle elektrischen Kontroll- und Schaltanlagen installiert sind, die zur Überwachung der Anlage erforderlich sind. Außerdem beinhaltet das Betriebsgebäude einen Laborraum zur Analyse gezogener Abwasserproben, einen Büro- und Sozialraum sowie einen Sanitärraum. Um kleinere Reparaturen und Wartungen vor Ort durchführen zu können, wurde auch eine Werkstatt vorgesehen. Im Keller ist der Gebläseraum mit schalldämmendem Mauerwerk versehen, um möglichst wenig Lärm von den Gebläsen nach außen dringen zu lassen. Die vier vorhandenen Gebläse versorgen die Teiche mit Druckluft. Weiterhin ist im Keller die Fällmitteldosieranlage, mit der Chemikalien für die Phosphatelimination – in diesem Fall Eisenchloridsulfat – in die Teiche dosiert werden, untergebracht. Diese besteht aus zwei Kunststofftanks von jeweils 10.000 Liter Fassungsvermögen, den Dosierpumpen und den Armaturen. Aus Sicherheitsgründen ist die Anlage in einer wasserdichten Wanne untergebracht.
Link zum Projektträger Jülich: https://www.ptj.de/klimaschutzinitiative-kommunen
In Form einer interkommunalen Zusammenarbeit wurde zur Senkung der Energiekosten eine Energieeffizienzanalyse der Kläranlagen Oberau und Unterammergau in Auftrag gegeben.
Diese Analyse gibt Aufschluss darüber, wo Energie bei den Anlagen eingespart, bzw. gezielter eingesetzt werden kann. Auch der Einsatz regenerativer Energien, wie z. B. einer Photovoltaikanlage wird hierbei untersucht.
Gefördert werden diese Untersuchungen vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit aufgrund eines Beschlusses des Deutchen Bundestags.
Das Programm nennt sich: Nationale Klimaschutzinitiative (Förderkennzeichen 03K05667, Laufzeit: 31.07.2018)
Mit der Nationalen Klimaschutzinitiative initiiert und fördert das Bundesumweltministerium seit 2008 zahlreiche Projekte, die einen Beitrag zur Senkung der Treibhausgasemissionen leisten. Ihre Programme und Projekte decken ein breites Spektrum an Klimaschutzaktivitäten ab: Von der Entwicklung langfristiger Strategien bis hin zu konkreten Hilfestellungen und investiven Fördermaßnahmen. Diese Vielfalt ist Garant für gute Ideen. Die Nationale Klimaschutzinitiative trägt zu einer Verankerung des Klimaschutzes vor Ort bei. Von ihr profitieren Verbraucherinnen und Verbraucher ebenso wie Unternehmen, Kommunen oder Bildungseinrichtungen.